Eine Angeltour zum Gelben Riff
Es war ein lang gehegter Traum, einmal auf dem Gelben Riff zu angeln und zu drillen und zu pumpen bis die Arme schmerzen. Nun wurde er endlich wahr.
Mein Bruder Hans fragte mich, ob ich nicht in der letzten Augustwoche mitkommen wolle nach Hirtshals zur Arctic Janus. Als Polarschiff liegt es auch bei typischem Nordseewetter gut in der Welle und ist damit auch für Binnenländler geeignet.
Am Sonntag (20.08.2006) kamen wir recht zeitig am Tag an. Es wurde uns unterwegs avisiert, dass wir am selben Tag noch auslaufen sollten, da ließen wir das Auto fliegen. Bis zur Ankunft der anderen Mitangler hatten wir dann genügend Zeit, nicht nur unsere Sachen in aller Ruhe an Bord zu bringen, sondern uns auch mit der Crew bekannt zu machen.
Nach der Ankunft der Mitangler ging es dann endlich raus. Aber nachdem wir die Hafeneinfahrt hinter uns hatten, zeigte die Nordsee ihr typisches Gesicht: viel Wind und viel Seegang. Das war nur im Liegen auszuhalten. Also ab in die Kojen und die Nacht über geschlafen. Denn auch nach dem Ankern war an Angeln nicht zu denken: es war nicht möglich an Deck zu angeln und gleichzeitig einen sicheren Stand zu haben.
Am Morgen dann die Rückfahrt zum Hafen, denn der Wind sollte weiter auffrischen. So verbrachten wir einen schönen Tag an Land, nutzten die Zeit, um über Albaek nach Skagen zu fahren und einmal wieder an der Nordspitze Grenen das Zusammentreffen von Nordsee und Ostsee zu beobachten. Und bei den vorherrschenden Windstärken war es ein unvergessliches Naturschauspiel. Der Rest des Tages war dolce vita an Deck.
Der Dienstag sollte uns dann endlich an die ersten Fische bringen. Die erste kurze Drift nach etwa 3 Stunden Fahrt brachte keinen nennenswerten Fisch an Deck. Also weiter zu den eigentlichen Zielen. Und da ging es dann zur Sache. Ich war überrascht über die Durchschnittsgrößen, die an Board kamen, alles so um die 6-8 Pfund. Kleindorsche waren nicht dabei. Das Schiff wurde verlegen, die Crew war unzufrieden mit der Ausbeute – und es wurde besser. Die ersten 10-Pfünder kamen an Deck und die ersten 14/15-Pfünder. Bruderherz hatte guten Erfolg, bei mir blieben die Bisse etwas seltener, zumeist waren es dann Aussteiger. Aber ich habe meine ersten Riffdorsche gefangen, was will ich mehr.
Das Gaff war pausenlos im Einsatz, ging von einem zum nächsten. Waren zu viele Fische gleichzeitig im Drill, wurden weitere Gaffs genommen, die Crew war vorbildlich – und schließlich helfen Angler untereinander ja auch (zumindest hier)
Abends wurde filetiert und eingefroren, geduscht und nach einem leckeren Abendessen ging es recht früh zu Bett. Wir hatten ja einiges vor für den nächsten Tag.
Ja, der Mittwoch hatte es in sich! Was für ein Tag. Nach dem Frühstück waren wir nach einer kurzen Fahrt am ersten Angelplatz des Tages. Bevor die erste Viertelstunde um war, hatte Hans bereits 3 schöne Dorsche im Korb liegen. Er war der ausgeschlafenste an dem Tag. Aber auch bei uns anderen ging es danach schnell und gut los. Dorsch auf Dorsch wurde angelandet, dazwischen auch einmal Pollak, Köhler und Makrelen.
Die Sensation des Tages war ein schöner Seehecht, das war wirklich ein Seltenheitsfang. Was für Zähne, da muss man sich schon in Acht nehmen. Nachdem er durch den Seegang zu mir rüber rutschte, verspürte ich einen ungewohnten Druck an meinem Gummistiefel. Aus der Konzentration meines Drills gerissen sah ich, dass er sich in meinen Stiefel verbissen hatte. Uuups.
Hans hatte dann auch das Glück den ersten Leng des Tages zu fangen; kein Riese, aber mit etwa 90 cm doch ein schönes Tier. Er legte im Laufe des Tages noch weitere nach und immer auf Pilker mit Makrelenfetzen.
Die ersten 20-Pfünder wurden gefangen; wow was für ein Anblick. Und eine Dorsch-Triplette von 8, 12 und 14 Pfund.
Auch nach dem Mittagessen ging es munter weiter, Dorsche, Leng, Pollak, Makrelen. Und der größte Dorsch der Tour, er brachte satte 29 Pfund auf die Waage. War das eine Drift, überall krumme Ruten, Dorsche mit Durchschnittsgewicht von über 10 Pfund, einige fette Doubletten und mein bisher größter Dorsch. In der Abdrift, den Pilker immer wieder auf Grund gebracht, denn da Stand der Fisch scheinbar gestapelt.
Beim letzten Absacken lassen vor dem Einholen kam der Biss. Er hat mir nicht gerade die Rute aus der Hand gerissen. Es war ein starker Widerstand verbunden mit dem typischen Zucken in der Rute. Sehr schnell wurde mir klar, dass das mein bisher größter Dorsch am Haken war.
Hans auch und seine Ratschläge waren hervorragend. Denn er brachte Ruhe in den Drill. „Nichts überstürzen, lass Dir Zeit!“ Das Maul vom Dorsch ist recht weich, der Haken kann ausschlitzen, wenn man den Drill zu sehr forciert.
Nach einer Weile, der Wind hatte tagsüber abgeflaut, konnten wir auf der Wasseroberfläche Luftblasen sehen. Was war das? Habe ich einen Schweinswal gehakt? Nein, der Dorsch versuchte den Druckunterschied auszugleichen. Also wird mit viel Spannung weitergedrillt. Zwischendrin nimmt er mir einiges der gewonnenen Schnur wieder von der Rolle. Die Bremse war recht hart eingestellt, also war da ein Fisch am Haken mit viieeel Kraft. Aber er hat keine Chance, wenn man die richtige Ausrüstung hat und mit Gefühl drillt.
Oh Mann, jetzt hat der Nachbar nicht aufgepasst und meine Schnur gefangen, also Rutenspitze an die Boardwand und endtüddeln. Mein Kapitaler schein ab zu sein, ich spüre nichts mehr. So ein Pech, so ist das Leben, es gibt halt auch Enttäuschungen, mit denen man leben muss. Aber was ist das? Irgendwie ist da ja noch immer Gewicht dran, und ein bisschen zucken tut es auch. Also schnell wieder Spannung auf die Schnur bringen und weiter geht’s – er ist noch da. Hat nur geduldig gewartet, bis wir da oben fertig waren. Nettes Tier, hilft ihm aber dann doch nichts.
Langsam neigt sich der Drill dem Ende entgegen, er kommt weiter hoch, stellt sich nur noch dagegen, zieht aber keine Schnur mehr. Jepp, da ganz tief unten ist ein erster Schimmer zu sehen. Aber nun hat der nächste Kollege nicht aufgepasst, sein Fisch hat meine Schnur gefangen. Grrr, nicht lustig, denn jetzt sehe ich deutlich, dass ich da einen Großen habe. Nun ist mir nur noch mein Fisch wichtig, also hoch damit, die andere Schnur werde ich notfalls kappen. Aber es geht gut.
Das Lösen des Drillings war noch mal ein Kraftakt, 2 Haken saßen sauber im festen Teil des Maules, da hätte absolut nichts passieren können. Aber der Knotenlos-Verbinder hat seine Form stark verändert, das gibt zu denken. Also die ersten Meter Schnur abschneiden, neues Vorfach dran (0,90er mit 12/0 Gummimaks) und direkt an den Wirbel geknotet und weiter geht’s.
Der Tag hat uns eine Menge Fisch gebracht, mir meinen ersten 2-Stelligen, dazu meinen ersten Leng (75 cm) und in der letzten Drift, beim letzten Einholen noch als schönen Abschluss eine 49er Scholle!
Im Allgemeinen hatten wir in 40/50m Tiefe gefischt und durch die nur mäßige Strömung gute Bedingungen.
Der Donnerstag fiel wieder dem Wind zum Opfer. Also hatten wir von vier Tagen zwei Angeltage, die Quote ist in Ordnung.
Fisch war reichlich und in tollen Größen. Schön war es zu sehen, dass Untermaßige zurück gesetzt wurden und das Mindestmaß nach Augenschein auf 45/50 cm individuell hochgesetzt war.
Was gab es an Fischarten? Dorsch, Pollak, Köhler, Leng, Scholle, Seehecht, grauer Knurrhahn und Makrele. Hans hatte bei uns beiden deutlich die Nase vorne, es ist ihm herzlich gegönnt.
Angelgerät bei uns: Bootsruten 20/30 lbs, Shimano Multis (TLD 20-2 und Torium 30), sowie eine kräftige Spinnrute mit Stationärrolle für das leichtere Fischen in der Andrift im Mittelwasser.
Lehren für das nächste Mal: auch für mich eine Spinnrute für Köhler und Co, sowie passendes Equipment für Plattfische abends am Ankerplatz. Und die Naturköderrute verkürzen, die ist im Griffteil zu lang. Und der Bauchgurt hat sich wirklich bewährt. Und Sojasauce und Wasabi mitnehmen, damit wir Makrelen-Sashimi machen können.
Und das nächste Mal kommt ganz bestimmt!
Anreise:
Sie erreichen Dänemarks Norden bequem über das gut ausgebaute Straßennetz. Die A7 geht direkt in die dänische Autobahn E45 über. Diese fahren sie bis Aalborg. Kurz hinter Aalborg (Abfahrt 20) biegen Sie ab auf die E39 bis Hirtshals.
Um Hanstholm zu erreichen, wechseln Sie von der E45 an der Abfahrt 34 (kurz hinter Hobro) auf die B29 und bei Fjerritslev auf die B29/B11 Richtung Hanstholm.